Freitag, 5. Juni 2009

Der Soundtrack zur Europawahl


   Kleines Bilderrätsel, außerdem mag Elsa Tango. Hoff ich jedenfalls. Noch mal Astor Piazzola, der Mann mit dem Schifferklavier. Mit einem meiner Lieblings Astorpiazollaschrummschrummquietschstücke.
   Über das Instrument gibt es eine kleine Geschichte zum Thema Kommunismus und Kultur zu berichten. Die berühmtesten und besten Instrumente wurden - Astor Piazzola hat dem Hersteller sein Tristezas a un doble AA gewidmet - von einer kleinen Fabrik im Erzgebirge von Alfred Arnold (AA) hergestellt. Etwa 30 000 dieser Instrumente wurden insgesamt hergestellt, sie sind so etwas wie die Stradivaris des Bandoneonbaus. 1948 wurde die kleine Fabrik in der DDR  enteignet. Die Unterlagen über den Bau der Instrumente wurden vernichtet. Versuche, den Klang dieser Instrumente nachzubauen, scheiterten. Das Geheimnis ihres einzigartigen Klanges wird wohl für immer verborgen bleiben.

4 Kommentare:

dilettantus in interrete hat gesagt…

Ja was man alles in der Blogoezese lernt:
Ich wußte zwar bisher, daß das Bandoneon einen rheinisches Instrument ist (Herr Band aus Krefeld hat´s entwickelt), aber jetzt hab ich mal mein altes Beuteinstrument angeschaut und - es ist zwar ein Arnold-Bandoneon aus Sachsen, aber ein "Ernst Arnold".
Heißt das: Keine Piazola-Würdigung für meine Quetsche?

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Lieber Johannes,
lieber Dilettantus!
Wenn es ein Ernst (Louis) Arnold ist (Abkürzung unter Fachleuten ELA, Stempel dürfte aber nur A sein), so stammt das Gerät aus der Generation davor. Ernst Louis Arnold war der Vater von Alfred Arnold, dem Prinzipalissimus des Bandoneonbaues.

Von der Vernichtung der Unterlagen wußte ich bisher nichts. Wo gibt es dazu Infos? Das ganze ist doch bis in die 1960er Jahre noch als VEB geführt worden.

Es gibt in Berlin einen Bandoneonbauer, dessen Instrumente an die alte Meisterschaft der Firma Arnold wieder anschließen: Klaus Gutjahr.

Ich selbst habe nur ein "Meinel & Herold" uas den 1950er JAhren..
Die Instrumente aus meiner Familie (ein 144er AA und ein Bandonika) sind Opfer der Luftangriffe des WK II.

Johannes hat gesagt…

Danke für den Hinweis Acolythus. Also war Piazzola mit seinen Tristezas etwas voreilig? Ich habe allerdings noch nie gehört, daß die Produkte des VEB Quetschkommode auch nur ansatzweise an die berühmten AAs heranreichten.

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Etwas spät aber immerhin:

VEB Quetschkommode hat zwar weitergemacht, aber die Qualität war dahin. Vom neuen sozialistischen Design der Kisten mal ganz abgesehen. Ganz nebenbei hatte sich das leichter spielbare Akkordeon gegen das Bandoneon durchgesetzt. Es ist sowieso sehr interessant, daß viele Instrumentenbauer in den 1930er Jahren die besten Modelle gabaut haben. Das gilt z.B. auch für die Firma Heckel und ihre Fagotte. Es gibt keine besseren Instrumente! Das liegt u.a., wie mir mal jemand erzählte an den Hölzern, wie sie in den Jahrzehnen vor der Verarbeitung gewachsen sind. Gleiches gilt angeblich auch für die metallischen Rohstoffe.

Die Familie Arnold hatte im Westen auch noch mal nen Versuch gemacht, war aber dann in den 1960er irgendwann aus dem Geschäft.

Wer wußte noch mal was über die vernichteten Akten bei Alfred Arnold?