Sonntag, 31. Oktober 2010

Das Katholische und das Makabre.


1. Taylor Marshall hat sich dieser Tage die Frage gestellt, was denn nun makabrer sei, Halloween oder das Reformationsfest. Die Antwort sollte nicht schwer fallen.

2. Halten wir uns etwas bei dem Wort makaber auf. Unter meiner Rosenkranzsammlung finden sich drei ältere Rosenkränze die mit einem memento mori versehen sind. Auf einer Seite zeigt ein memento mori einen Totenschädel auf der anderen das Gesicht des mit einer Dornenkrone gemarterten Jesus. Ein makabres Sujet. Deshalb völlig außer Mode.

3. Das Wort makaber taucht zum ersten Mal in der Zeit des schwarzen Todes auf, im 14. Jahrhundert. Die Etymologie des Wortes ist nicht ganz eindeutig. Nach Meinung der Mehrheit der Sprachforscher  leitet sich das Wort ab von dem lateinischen Maccabaeorum Chorea, dem Tanz der Maccabaeer.

4. Da dieser Blog ja auch von zarten Gemütern gelesen wird, hier nur ein link auf das im Wortsinn makaberste Kapitel der Bibel.

5. Die sieben makkabäischen Brüder werden, genauer gesagt wurden, von der Kirche als Märtyrer verehrt. Ihre Reliquien ruhen in der Kirche St. Petri zu den Ketten. Und mit dem Fest S. Petri ad Vincula (Petri Kettenfeier)  am 1. August wurde auch der sieben makkabäischen Brüder und ihrer Mutter gedacht. Das Fest fiel der Kalenderreform zum Opfer. Seitdem ist die Kirche also nicht mehr makaber.

6. Bekanntlich begann die lutherische Opposition mit einer Polemik gegen die katholische Lehre über den Ablaß der Sündenstrafen. Heute am 31. Oktober vor 493 Jahren veröffentlichte Luther seine Thesen.

7. In der Folge distanzierte sich Luther auch von den damit verbundenen Lehren sowie der liturgischen Praxis der Anrufung der Heiligen, des Gebets für die Toten und der Verehrung der Märtyrer. Die Verehrung der sieben makkabäischen Märtyrer wird dem Reformator ein Dorn im Auge gewesen sein, wenn er auch ihr Beispiel lobt. Aber das 2. Buch der Makkabäer wollte Luther, wie er in der Vorrede zu 2. Makk erklärt, aus der Heiligen Schrift "herauswerfen". Er bringt dafür eher ästhetische Gründe, tatsächlich überwiegen die theologischen.

8. Noch heute finden sich 1. und 2. Makkabäer in protestantischen Bibeln, wenn überhaupt (in meiner Konfirmandenbibel fehlen sie) unter den "apokryphen", also den im Grunde häretischen Schriften. Im Falle 2. Makk. hat dies profunde theologische Gründe. 2. Makk. bestätigt, daß die Anrufung der Heiligen, das Gebet für die Toten, die Praxis der liturgischen Opfers für die Toten, die Verehrung der Märtyrer zur liturgischen Praxis der vorchristlichen Pharisäer gehörte. Heute scheint uns dies als typisch katholisch.

9. Daß Luther für seinen Thesen"anschlag" (der wohl so nie stattgefunden hat), den 31. Oktober, den Vorabend der beiden wichtigsten "makabren" Feste Allerheiligen und Allerseelen gewählt hat, wird kein Zufall gewesen sein. An diesen beiden Tagen konzentrierte sich, was Luther bekämpfte, die Heiligenverehrung wie die Fürbitte und das Opfer für die Toten. Luther waren diese Fest im Wortsinn zu makkaber.

10. Das Makabre an diesen drei Tagen, einschließlich des Gruselfests Halloween (All Hallow´s Eve(ning)) ist genuiner Ausdruck des katholischen Glaubens. Die kleinen Kinder, die sich mit Totenköpfen schmücken und als kleine Geister durch die Straßen ziehen, und die von uns ein kleines Opfer in Gestalt von ein paar Zuckerstücken fordern, handeln catholically correct, sie liegen richtiger als der christliche Politiker der gleich das ganze Christentum durch Halloween gefährdet sieht. Und dabei ganz nebenbei vergißt, daß Reformationsfest und Allerheiligenabend antagonistische Feste sind.

Das Bildchen stammt von einer von den amerikanischen Franziskanern betriebenen Website.

Samstag, 30. Oktober 2010

Krabben mit Remouladensoße katholisch/muslimisch


Neulich geschahs. Eines Tages mußte es ja so kommen. War jedem klar, der Sarrazins Thesen von der mählichen Durchdringung des christlichen Abendlandes durch muslimische Einwanderer kennt, und ihre zwingende Logik verstanden hat.

Matthias Matussek begegnete einem Kopftuchmädchen!

Nun war es nicht ganz so hinreißend wie Grace Kelly, Ikone und Vorbild abendländischer Kopftuchmädchen. Aber schon niedlich. (Schon klar, 22jährige junge Frauen wollen ja keineswegs "niedlich" oder "süß" aussehen, aber dies ist hier unvermeidlich.)

Den erd- mark- oder werweißwassonstnoch erschütternden Schock, den diese Begegnung auslöste, kann man nachvollziehen, wenn man diese Zeilen liest:
Sie isst frittierte Krabben mit Remouladensauce aus einer mitgebrachten Pappschachtel. Mit den Fingern. Das tut man eigentlich nicht.
Das "eigentlich" hat uns gerade eben noch gerettet. Und die Ausrufezeichen hinter jedem Satz hat er sich augenscheinlich gerade noch so verkniffen. (Mittlerweile wissen wir, daß Matussek selbst Krabben mit Remouladensoße gegessen hat! Im Speisewagen! Mit den Fingern! Das war gewiß der Schock, sozusagen der Clash of Ciliizations, der Dastutmannicht- und der KrabbenmitRemouladensoßeimSpeisewagen - civilization)
Sie trägt ein Kopftuch. Das tut man erst recht nicht in diesen Tagen, denn es sieht antidemokratisch und anti-emanzipatorisch aus.
Wieder fehlen die Ausrufezeichen. Mein geistiges Ohr jedenfalls hört es vernehmlich knirschen, so muß er sich zurückgehalten haben..
Ach ja, sie war es, die mich angesprochen hat.
Dieser Schock wird die Bloggerszene noch Monate durchschütteln. Vor allem Matthias Matussek.

Nun leider ist der Rest des Artikels staatstragend und tiefschürfend, statt, was wir doch an M.M. so lieben, witzisch, selbstironisch und dezent ernst-unernst. Ja, daß muß der Schock gewesen sein, Dabei war das Gespräch offenbar wesentlich unterhaltsamer und lustiger, als der Artikel, den M.M. darüber geschrieben hat.
Dann fragt mich Matussek: "Sie haben doch Humor, oder?" Nee, habe ich beim Integrieren verloren, erkläre ich. Das Dauergrinsen auf meinem Gesicht komme daher, weil ich meine Gesichtsmuskeln nicht kontrollieren könne. Dann muss halt der Gesichtsschleier her, beschließen Matussek und ich. Sonst wird das nie was mit meiner Integration in Deutschland.
1:0 für Kübra Yücel. Jedenfalls soweit es um die Nachbereitung dieses Gesprächs geht. Ansonsten ist der Post auch so toll wieder nicht, sondern ist gekennzeichnet von der immer ein bißchen heulsusigen Larmoyanz, der die offiziellen Stellungnahmen muslimischer Vereine ebenso kennzeichnet wie - leider -die schon ein bißchen wachere muslimische Bloggerszene.

Aber wer weiß. Vielleicht hat dieses wahrhaft epochale Ereignis ja noch Folgen jenseits harmoniesoßiger Präsidentenansprachen aus der Abteilung "Kultur und Gedöns".

Grace Kelly, glamourösestes Kopftuchmädchen aller Zeiten in ihrem Hochzeitskleid. Nur mal so zur Erinnerung an  1. Korinther 11,2-16.

Freitag, 29. Oktober 2010

Ex oriente lux!


Die Schwester-Robusta-Preise der Blogozese sind vergeben. Und unsere Pfarrgruppe (sie nennt sich "....."-Ost, daher unser Wahlspruch) liegt mit einmal Gold, zweimal Bronze und einem Sonderpreis weit vorne!

Ist nicht ein kleines Lächeln zu erkennen, ja vielleicht ein Schmunzeln?

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Oy vey!


Nachdem ich nun mehrfach die FAZ-Seite "Ich schreibe wie" angewählt und diverse Text eingegeben haben, läßt sich die Wahrheit nicht mehr verbergen: Ich schreibe nicht wie Goethe, Schiller oder Wiglaf Droste, sondern wie Freud! Ausgerechnet wie dieser vertrocknete, miesepetrige Psykiater Freud!

Hat jemand ein bißchen Trost für mich?

Habe in einem leisen Anflug von Hoffnung an Zufall geglaubt und habe heute noch einen ganz neuen, ganz anderen Text eingegeben und wieder: Sigmund Freud (das Leben verpfuscht, die Karriere ruiniert)

Montag, 25. Oktober 2010

Europa ohne Mitteldrümmel


Ja die tolle Rede unseres Präsidenten mit der Quintessenz "Der Islam gehört zu Deutschland" geht und ging ja nicht nur mir durch den Kopf. Nun, nachdem First Patchwork in der Türkei erklärt hat, daß das Christentum zur Türkei gehört, bin ich irgendwie beruhigt. Sieht man beide Reden zusammen, so meint das rätselhafte "gehört zu" schlicht das schlechthinnige Da-Sein als solches. Denn daß ansonsten der Islam mit Millionen von Gläubigen und tausenden von Moscheen in Deutschland irgendwie anders zu Deutschland gehört, als das Christentum zur Türkei, wo gerade mal ein paar 10.000 Menschen aller Konfessionen, ein ganzes Promille der Bevölkerung, sich noch christlich nennt, ist doch eindeutig.

Macht man es an den Zahlen fest, dann gehört das Christentum in etwa in der selben Weise zur Türkei, wie der Hinduismus zu Deutschland, es ist eben irgendwie da. Also doch eine Aussage, die sich in ihrer Banalität kaum überbieten läßt. Oder nicht? Wenigstens ein deutscher Bischof hat dem BuPrä widersprochen - oder auch nicht.

Und hat ebenfalls Widerspruch erfahren. Nicht nur von Patrick Bahners, sondern Uúnter anderem von den *Piep*liberalen.
Die deutsche Verfassungsgeschichte würde ... verklärt, wenn das Grundgesetz als Entwicklung aus dem "christlich-jüdischen Erbe" interpretiert würde. Das Christentum ist nicht die deutsche Staatsreligion, sondern ein persönliches Bekenntnis der Bürger. Tatsächlich reichen die Wurzeln unserer Verfassungsidee zurück nach Athen und Rom, ihre Prinzipien wurden in der Aufklärung freigelegt und seit der Französichen Revolution erkämpft - oft genug gegen den Widerstand der Kirchen.
So der Generalsekretär der FDP, Christian (sic!) Lindner in der FAZ vom 18. Oktober. Nun wäre es nicht schwer, als Volljurist über den studierten Politologen abzulästern, der Öffentliches Recht offenbar nur im Nebenfach belegt hat. Ein Blick in das Grundgesetz genügt doch schon, die These des Herrn zu widerlegen.
Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.
Verantwortung vor Gott, so sahens die Verfassungseltern (um es mal korrekt in vorblldlich inklusiver language zu sagen). Und die sahen es nicht mal eben so sondern aus gutem verfassungshistorischen und rechtsphilosophischem Grund. Was man vielleicht am dritten Satz des obigen Zitates noch ein wenig klarer darstellen kann. Der zeitgenössischen Geschichtsschreibung zufolge hat das Menschsein kulturell mit Rom und Athen begonnen, um sich dann in Aufklärung und französischer Revolution endgültig Bahn zu brechen. Der Weltgeist, um es hegelianisch zu sagen, hat also gewissermaßen zwischen Absetzung des letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus im Jahre 476 und der Schließung der Platonischen Akademie im Jahre 529 durch den oströmischen Kaiser Justinian I. bis 1789 mal eben Pause gemacht.

Europa ohne Mitteldrümmel. Eintausendzweihundertsechzig Jahre (jüdisch-christliche) mittelalterliche Fünsternuß. Besieht man sich diese These, dann kommt man vor allem zu einem Urteil: daß der Liberalismus, zumindest der deutsche dieser Tage, völlig auf den Hund gekommen ist.
Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen.
So hören wir es noch im Jahre 1950 von dem wohl bekanntesten Liberalen der Nachkriegszeit, Theodor Heuß. Der wiederum gewußt haben wird, daß er nicht das copyright für diesen genialen Satz geltend machen kann. Diese Ehre gebührt Gonzague de Reynold, einem schweizerischen katholischen Konservativen. Es gab also einmal eine Zeit, da haben selbst Liberale gewußt, daß die auf Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und der, wie es das GG sagt, unantastbaren Würde des Menschen gegründete Kultur der "freien Völker der westlichen Welt" Wurzeln hat. Nicht nur römisch-griechische, sondern römisch-griechisch-christliche Wurzeln.

Der fadenscheinige Legalismus und Positivismus der von Herrn Lindner herbeigeschriebenen republikanischen Offensive hat einen gewaltigen Pferdefuß. Sofern Verfassung und Recht nicht im (römisch-griechisch-christlichen) Naturrecht wurzeln, endet´s in der Dikatur des bloß Konventionellen, schlimmstenfalls im Terreur der blauen oder roten Jakobiner.

Das heutige Bild hat wenigstens ein griechisches Sujet. Orestes. Dargestellt von meinem Lieblingsmaler Bouguereau.

Freitag, 22. Oktober 2010

Geisterstunde



Ein Frösteln durchschauert  die Blogozese. Gänsehautalarm. Der GEIST DES KONZILS hat wieder sein Gorgonenhaupt erhoben. Doch Rettung naht. Bald ist wieder die Geisterstunde des Kirchenjahres. Vorschläge für eine kreative Rückeroberung von Halloween durch authentische katholische Rückführung des Themas Grusel, Schock und Horror in den Schoß der Mutter Kirche hier.

Und ganz franziskanisch und vor allem für die lieben Kleinen hier.

Ja, und warum assoziieren alle reformgeschädigten braven Kinder der una sancta ecclesia catholica et apostolica eigentlich bei GEIST DES KONZILS (oh Freunde werde bleich gleich mir!) sofort das Lied KUMBAYA? Der Amerikaner hat mit Kumbaya-Catholics sogar eine soziologisch präzise umschreibbare religiöse Gruppe mit diesem Lied etikettiert. Someone´s dissin´, Lord, Kumbaya. Sogar die Bubblegum-Produzenten und amerikanische Rapper könen sich nicht mehr zurückhalten und machen authentisches christliches Liedgut lächerlich.

Wie groß ist wohl die Schnittmenge zwischen Cafeteria- und Kumbaya-Catholics? Ob wohl DER PRÄSIDENT das Lied kennt, singt und GAAAAAANZ TOLL findet?

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Et lux perpetua luceat ei, Loki Schmidt

Ich kann mich nicht dran erinnern, Helmut Schmidt jemals anders gesehen zu haben als in korrektem dunkelblauen Anzug, mit wohlgekämmter Frisur, und allem, was einen hanseatischen Gentleman ausmacht. Ebensowenig wie ich mich an ein Bild von Loki Schmidt erinnern kann, das nicht das kühl-damenhaft-nordische Flair der gebürtigen Hanseatin rüberbringt. Hamburg eben (Hammurch, phon.).

Ich erinnere mich noch gut an den Auftritt des damals 65jährigen Schmidt auf dem SPD-Parteitag 1983, hanseatisch kerzengerade, angetan mit dem obligatorischen dunkelblauen Dreiteiler, zwischen nicht mehr ganz taufrischen Middleage-Feministinnen im Schlabberlook und wuscheligen SoziÖkoPaziFreaks mit Bart und Fischerpullover, wie er da völlig ungerührt vom pazifistischen Zeitgeist den von ihm vorangebrachten Nato-Doppelbeschluß verteidigte und in der Abstimmung, ohne seine stets etwas leicht grimmige Miene zu verziehen, eine 386:14 Abstimmungsniederlage hinnahm.

So standfest und stur, wie Helmut Schmidt seine gänzliche eigene Meinung verteidigte, so standfest blieb er auch an der Seite seiner Ehefrau, mit der er 68 Jahre verheiratet blieb. Allein schon ein Grund, Loki Schmidt ein ehrendes Gedenken zu bewahren, angesichts der Politikerrealitäten, wo selbst katholische Christdemokraten nichts mehr dabei finden, sich Nebenfrauen zuzulegen, oder uns mit der fröhlichen Patchwork-Familie mit deutlich jüngerer Zweitfrau zu erfreuen.

Den Wert schmidtscher Gradlinigkeit habe ich, wie viele meiner Generation, zu spät erkannt.

Die Schmidts werd ich heute in mein Gebet einschließen.

Samstag, 16. Oktober 2010

Warum Juchtenkäfer die besseren Menschen sind


Im Prinzip könnte einem katholischen Blogger ja das Stuttgarter Bohei um Stuttgart 21 völlig igual sein. Haben wir etwas zu sagen über die Frage der Gefährdung der Gebäudesicherheit entlang der Trasse der Stuttgarter Untergrundbahn? Nö. Unter uns sind ein paar Theologen, professionelle und weniger professionelle, aber keine Geologen. Eigentlich schade, denn die 10.000 oder mehr, die da jedesmal demonstrieren, scheinen alle geologietheoretisch voll drauf zu sein.

Also wären wir in der Diskussion also völlig untermunitioniert, weil darum geht es ja. Und um den Juchtenkäfer. Ja, es gab mal Zeiten, da war jeder Baum mein Freund und ich hatte die Erde von meinen Kindern und Enkelkindern (an die ich damals noch nicht dachte) nur geborgt, und damals hätte ich wahrscheinlich auch mich an Bäume gekettet, zwegens dem Juchtenkäfer und so. Aber das ist heute nicht mehr so. Es ist nicht mehr so, weil ich heute den Ökologismus für die zweite Ersatzreligion nach dem chiliastischen Sozialismus des letzten Gefechts halte, eine, die ich noch für weit gefährlicher halte, als den Sozialismus/Kommunismus.

Nun ist die ökologistische Religion die weitaus mächtigste der Bundesrepublik ein_e ökologistische_r Bundeskanzler_in wird ganz gewiß demnächst unser Land regieren. Und alles wegen dem Juchtenkäfer.

Mich hat - und das war einer der Gründe für meinen Abfall vom rechten ökologistischen Glauben - schon immer gewundert, warum unsere ökologistischen Wortführer vor gar nicht langer Zeit, Spontis, Anarchos, Kommunisten, KBWichtigs, DKPler waren. Ist nicht Winfried Kretschmann, der sich jetzt am runden Stuttgarter Tisch breitmacht, ehemaliges Mitglied des Kommunistischen Bundes Westdeutschland? Ja der ist sogar heute noch Mitglied eines waschechten Zentralkomitees. (Das uns bekanntlich NICHT vertritt) Und war Trittin nicht einstmals Mitglied des Kommunistischen Bundes? Und war Gangolf Stocker, Sprecher der Stuttgart-21-Gegner nicht bis 1990 DKP-Mitglied, später dann PDS-Landesgeschäftsführer?

Welcher Geist treibt eine Bewegung an, deren maßgebliche Köpfe und wichtigste Unterstützer einstmals Anhänger einer militant antireligiösen säkularen Ersatzreligion waren? Die dermaleinst kein Höheres Wesen rettete, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun, sondern allein der Weltgeist in Gestalt des Proletariats und der unterdrückten Völker. Die nicht auf Demokratie setzten - nebenbei gesagt - sondern auf die Räterepublik?

Mir scheint es ist der Geist, der die Entferntenliebe predigt. Die Liebe zum Baum, unserem Freund. Und zum Juchtenkäfer. Und den Haß auf die eigene Spezies. (Siehe das oben zitierte fünfte Gebot)

Wie wird eine Gesellschaft enden, die den mehr als hundertausend Kindern, die jedes Jahr in diesem Land abgetrieben werden, keine Träne nachweint, und die vielmehr die wenigen, die ihre Trauer zeigen, beschimpft und drangsaliert? Die dafür mit unübersehbaren Massenaufmärschen um ein paar Dutzend Käfer barmt, sowie um den Baum, unseren Freund?

Dienstag, 12. Oktober 2010

Papissimo!!!


Eine Welle der Begeisterung durchwallt die internationale Blogozese. Die Begeisterung für das neue Papstwappen ist schlichtweg grenzenlos. Gold! Silber! und eine richtige Tiara! Bitte jetzt auch noch in 3D oder?

Montag, 11. Oktober 2010

Das neue Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses


In regelmäßigen Abständen verwette ich meine Advokatenkutte (schwarz, edelste Wolle mit Seidenbesatz, maßgefertigt). Verloren hab ich noch nie. Weil, ich tu das immer nur, wenn ich mir völlig sicher bin, die Wette zu gewinnen.

Am 10. Juli war es mal wieder so weit. Da hab ich das begrenzt kleidsame Prachtstück meiner Anwaltswürde verwettet, daß es niemals zu einer der Programmatik der CDU entsprechenden Regelung der Spätabtreibung kommen werde, und daß das kurz zuvor durch den BGH verkündete Nicht-Verbot der Präimplantationsdiagnose Bestand haben wird.

Quod erat demonstrandum.

Noch immer warten wir auf die Gesetzesinitiative der Christunionler, die furchtlos das endgültige Verbot der PID ins Werk setzen würden. Stattdessen liegt nun ein Entwurf der in Fragen des Lebensschutzes exquisit gnadenlosen FDP-Abgeordneten Ulrike Flach vor, in dem es völlig unverblümt heißt:
Der Hinweis auf eugenische Selektionen zur Zeit der nationalsozialistischen Diktatur muss ernstgenommen werden, ist aber angesichts veränderter und gefestigter moralischer Kategorien hinsichtlich des Wertes behinderten Lebens nicht hinreichend, um die PID weiter zu verbieten
Schön, daß es noch Menschen gibt, die so überhaupt keine Gewese machen, wenns darum geht, uns deutlich zu machen, was sie wirklich wollen. Nur daß eben "verändert und gefestigt" eben das Gegenteil bedeutet von gefestigt, nämlich verändert. Und die Neuen Moralischen Kategorien eben nichts anderes sind als der New Moral Code.

Da könnte man doch einen Schritt weiter gehen, und statt dem verquollenen und umständlichen Begriff "Reproduktionsmedizingesetz" doch gleich den nordisch-eiskalt-klaren des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" wählten. Wüßte doch gleich jeder, was gemeint ist. Schließlich geht es doch genau darum. Nur daß man nicht mehr das brutale Mittel der Zwangssterilisation anwendet sondern daß scheinbar sanftere der PID. Das Ergebnis ist dasselbe.

Der Vorgang bestätigt das Gesetz der schiefen Ebene. Tritt man einen einzigen Hemmschuh weg, der das Abrutschen moralisch-ethischer Regeln hindert, kommt das Gebäude der Ethik ins Rutschen bis die Trümmer ungebremst zu Tal rauschen.

Und wieder erweist sich humanae vitae als prophetisch. Die Zulassung der künstlichen Empfängnisverhütung, insbesondere der medizinische Eingriff in den Hormonhaushalt der Frau, machte die "Familienplanung" hoffähig, und entwaffnete die Frauen. Ein weiteres Instrument der "Familienplanung", die Legalisierung der Abtreibung wurde fast genau ein Jahrzehnt nach Zulassung der Pille von einer moralisch umgeformten Gesellschaft akzeptiert. Es folgte die künstliche Befruchtung als weiteres Instrument der "Familienplanung". Es folgte die Zulassung der Spätabtreibung zur direkten Verhütung erbkranken Nachwuchses. Es folgte diesem Akt - durch den Deutschen BGH ausdrücklich so begründet- - die Legalisierung der vorgeburtlichen PID. Der Gesetzgeber wird folgen. Wie er am Ende des Lebens mit der Legalisierung des assistierten Selbstmordes gefolgt ist.

In Wahrheit ist das "Recht auf Abtreibung" längst, wie Forscher festgestellt haben, eine Pflicht zur Abtreibung.  Denn es sind nicht in der Mehrheit die Frauen, die auf Abtreibung drängen, sondern es ist ihre Entourage, insbesondere der nicht Vater sein wollende Vater. Auf das Recht zur Verhütung erbkranken Nachwuchses wird die Pflicht zur Verhütung erbkranken Nachwuchses folgen, denn das kranke Kind hätte doch verhütet werden können - so wird man den Eltern behinderter Kinder entgegenhalten. So wie der alte kranke Mann und die alte kranke Frau hätten verhütet werden können. Denn es gibt doch die Möglichkeit des assistierten Selbstmordes für die Alten und Kranken, die ihrer Umgebung zur Last fallen.

Wie soll man da argumentieren? Ist sie nicht schöner, die tapfere Neue Welt ohne Behinderte, Kranke und Alte? Nein, sie ist eine Welt ohne Liebe und ohne selbstlose Hingabe. Und ohne Liebe und ohne die Ganzhingabe an den Anderen gibt es kein Leben.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Ufficium!


Eigentlich müßte ich ja jetzt fleißig posten, weil ich mich doch für die Verleihung des Robusta-Preises qualifizieren müßte. Und da ich gute Chance habe, in der Kategorie GROßMAUL (wer hätte das gedacht?) wäre ja eigentlich mal wieder ein Post in dieser Kategorie fällig.

Andererseits hab ich so viele mails bekommen, daß ich doch bitte meine Marientid-Seite wieder pflegen soll, da bin ich nun fleißig am editieren und testen. Heute abend habe ich die Vesper per annum überarbeitet, und meine Herzallerliebste damit genervt, weil ich die Vesper jetzt zum zweiten mal testweise gesungen habe.

Ein paar Fehler sind jetzt ausgemerzt (die Psallierweisen waren teilweise falsch, einmal IV A statt III B, dann vier falsche Vorzeichen, und einmal quartus modus statt quartus modus alteratus). Dann hab ich die Silben, ab denen die Stimme gehoben oder gesenkt wird, unterstrichen, damit Psalmen und Cantica einfacher zu singen sind. Man könnte noch einiges verbessern, es fehlt vor allem eine Gebrauchsanleitung, außerdem die Noten der Psallierweisen, auch deshalb weil ich mich an meinem Lieblings-Antiphonale, dem Antiphonale Monasticum in der Fassung von Desclee von 1934 orientiere. (Hat mir die Kantorin der Schola von St. Hildegard nahegelegt, hat sie völlig recht, ist musikalisch gesehen das schönste Antiphonale, bißchen komplizierter, aber geht ins Ohr)

Für Anregungen bin ich dankbar.

Daß so zahlreiche Buchillustrationen aus  Stundenbüchern erhalten sind, zeigt die Popularität dieser Art des Volks-Stundenbuchs. Vielleicht findet sich ja dereinst mal ein Verlag, der wieder ein brauchbares Officium Parvum B.M.V. herausgibt.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Balken!!!! Bitte!!!


Zwei Tage nachdem ich Müsli Mierschs jammervollen Artikel über die prüden Zensurbalken der Fünziger gelesen habe, lese ich in der FAZ, was die FSK meint, so alles 12jährigen Kindern zumuten zu können:
Im Film "Das Leben des David Gale" etwa kämpft eine nackte Frau, mit Handschellen hinter dem Rücken und einer Plastiktüte über dem Kopf, auf dem Fußboden vergeblich gegen den Erstickungstod. In "Elemantarteilen" schaut ein Mann seiner Freundin in die Augen, während sie in einem Swingerclub Sex mit einem anderen Mann hat. Und in "Der Fremde Sohn" werden kleine Jungen mit dem Hackbeil abgeschlachtet.
Keine schwarzen Balken. Toll. Die Zivilisation der Zärtlichkeit, die Oswalt Kolle wollte? Gar nicht so weit weg gedacht.

Hätte man allerdings den Todeskampf eines drei Monate alten Embryos, der sich gegen seine Absaugung wehrt, zu einem Spielfilm verarbeitet, die FSK hätte mit Sicherheit überhaupt keine Freigabe erteilt. Schon gar keine ab 12. Obwohl ein solcher Film doch objektiv einen Teil der "Zivilisation der Zärtlichkeit" darstellte, die Kolle sich angeblich wünschte, und über die Müsli Miersch schwadroniert. Kolles "New Moral Code" umfasste ja selbstverständlich das "Recht auf Abtreibung".

Zurück zur FSK. Die FAS stellt augenfällig dar, wie weit wir schon sind. Wie weit entfernt von der Menschlichkeit. Und vor allem, wer uns so weit gebracht hat, Politiker, Kulturpolitiker, Kirchenmänner. In der FSK sind auch die Evangelischen mit 16 und die DBK mit 14 Prüfern vertreten. Die offenbar auch keine Bedenken haben, Kindern Filme zuzumuten, die man noch nicht einmal Erwachsenen zumuten sollte.

Madame Pompadour hat es offenbar nicht gestört, daß ihr Lieblingsmaler gleichzeitig ein Meister der sakralen, wie ein Meister der erotischen Kunst war. Aber da kann man sich ja mit ein paar dezenten schwarzen Balken behelfen, oder? Oder war der Balken jetzt zu klein? Oder zu groß? Faszinierend finde ich an diesem Bild selbstverständlich vor allem den genialen Pinselstrich Francois Bouchers.

Freitag, 1. Oktober 2010

Müsli Miersch und Kolle, Tod und Teufel


Kolle ist vor wenigen Tagen gestorben. Es hagelt Nachrufe. Ja, it´s a hard rain agonna fall. Zumeist herrscht eitel Jubel. Selbst vorwiegend kritische Geister, wie Michael Miersch stimmen da ein. Und wenn ein kritischer Geist wie einer der Mitgründer der knorrigen Achse des Guten was Nettes zu schreiben versucht, dann kann es ja eigentlich nur schief gehen.

Dieser Nachruf ist jedenfalls - ich bin regelmäßiger Leser der "Achse" - so ziemlich das dürftigste, was M.M. in den letzten Jahren produziert hat. Aus jeder Zeile springt mich das Vorurteil an und - ja - die Dummheit. Nehmen wir also die Kohlenzange, halten uns die "Welt" vor Augen und lesen.

Kleines Vorwort: Ich gebe zu, daß ich keineswegs vorurteilsfrei bin. Selbst zarte Andeutungen von zeitgeistigem Opportunismus reizen mich zu Widerworten. Die späten Adepten der 68er, die Nachgeborenen, die Fuzzis, die 68 noch nicht mal halbwüchsig waren (M.M. (*1956) war 68 noch nicht mal sweet seventeen) reizen mich mindestens zur Weißglut. Müslis kann ich nicht ab. Alte Feindschaften rosten nicht, auch wenn ich heute kein Autonomer mehr bin. Und M.M. war zu seinen besten Zeiten als "natur"-Redakteur sogar der deutsche Obermüsli.
Oswalt Kolle wollte die Zivilisation der Zärtlichkeit.
Schmarrn. Oswalt Kolle wollte die "freie Liebe", die "offene Ehe", die  Abgabe der Pille ohne Rezept und ärztliche Beratung, die Legalisierung der Abtreibung, schließlich die Legalisierung der Euthanasie, kurz den "New Moral Code". Wieviel Menschenleben fielen dieser "Zvilisation der Zärtlichkeit" seit 1961, dem Zeitpunkt der Zulassung der Pille zum Opfer? Die toten Frauen, die an Nebenwirkungen dieses hochdosierten Hormoncocktails starben, hat keiner gezählt. Die diskreten Abtreibungen durch die Pille, die (auch) darauf angelegt ist, die Einnistung eines befruchteten Embryo zu blockieren, schätzen Experten auf 200.000 pro Jahr. Die Abtreibungsstatistik zählt jedes Jahr mehr als 100.000 Abtreibungen allein in Deutschland. Wenn wir kleinlich rechnen, nämlich nur mit 300.000 abgetriebenen Kinder pro Jahr, so hat diese "Zivilisation der Zärtlichkeit" seit Einführung der Pille 1961 und seit Legalisierung der Abtreibung  1975 mehr als 13.000.000 Menschenleben gekostet. Nur in Deutschland, wohlgemerkt.

Die gesellschaftlichen Verwüstungen, die Kolles New Moral Code angerichtet hat, sind keinesfalls weniger katastrophal. Paul VI düstere Prohezeiungen von dem Zerbrechen der Ehe, dem Ruin der Familie, der Verfügbarmachung der Körper, der sich ausbreitenden Promiskuität sind wahr geworden. Keine "Zivilisation der Zärtlichkeit" ist entstanden, sondern eine Zivilisation des realen und des sozialen Todes.

Haben wir "Studenten", wie Müsli Miersch behauptet, Kolle als "Retter der bürgerlichen Ehe" mißachtet? Nope. Wir haben vor der Verdinglichung der Sexualität gewarnt. Wir haben uns vor der Banalisierung des Sex gefürchtet. Wir haben Pamphlete gegen den bedenkenlosen Konsum der Pille geschrieben, wir dachten an die Pille als Instrument der Verfügbarmachung von Frauen. Wir schrieben Bücher gegen die "repressive Entsublimierung". 1970 herrschte in den linken "Studenten"gruppen nicht das Aufatmen ob der glorreichen Früchte der sexuellen Revolution, sondern die Furcht vor den Folgen der Banaliserung der Sexualität, als ginge es nicht um den Liebesakt zweier Menschen, sondern ums Zähneputzen.

Zeit seines Lebens war Kolle der große und vielleicht erfolgreichste Gegner des "christlichen Adenauerstaates". Muff, katholisch, Adenauer, Die Reizwörter für Grass, Kolle, Miersch.
Weibliche Sexualität ist sündig, Homosexualität eine ekelhafte Perversion, Jungfräulichkeit heilig:
So what. Daß ein kritischer Geist die Ammenmärchen der feministischen Variante des Antikatholizismus widerkäut ist schon deprimierend. Für die Kirche ist weder Sexualität - schon gar nicht ausschließlich die weibliche - sündig, noch ist Jungfräulichkeit als solche heilig.Wenn selbst gebildete Menschen diesen Unsinn verbreiten, kann man wohl nur den Schluß ziehen, daß die Enzyklika "humanae vitae" die sowohl meist kritisierte wie auch am wenigsten gelesene Enzyklika des 20. Jahrhunderts ist. Das Homosexualität eine "ekelhafte Perversion" ist, ist nicht etwa die Wortwahl des Katechismus der Katholischen Kirche (dort ist sehr dezent davon die Rede, daß homosexuelle Handlungen in sich nicht in Ordnung sind") Von Perversion sprachen Freud und auch der von Miersch offenbar bewunderte Wilhelm Reich.

Den Rest dieses dämlichen Artikels mag ich schon gar nicht mehr kommentieren. Daß da jemand über die schwarzen Balken greint, die in den 50er über jedes auch nur angedeutete Geschlechtsteil gedruckte werden mußte, versteh ich schon gar nicht. Ich fand die Balken als pubertierender Jüngling sehr spannend.

Der pornographische Müll, über den man heutigentags an jeder Ecke stolpert, erzeugt bei mir hingegen ausschließlich Brechreiz. Und was die Würdigung der sexuellen Revolution angeht, da halt ichs lieber mit den alten Tanten Bardot und Raquel Welch. Die wissen wenigsten wovon die Rede ist, ganz im Gegensatz zu Müsli Miersch.