Montag, 28. März 2011

BaWü und Oma Meumes Stoßgebet


Kenner dieses Blogs wissen, was jetzt kommt. Apo-Opa erklärt der Blogozese die verwunschene, jeglicher Regeln der politischen Logik enthobene Welt der Alt-68er.

Und die haben gestern einen fulminanten Sieg eingefahren. Allen voran natürlich Winfried Kretschmann, doch im Hintergrund natürlich selig strahlend (ist das Wort eigentlich noch p.c.?) Jürgen Trittin, Claudia Roth u.a. Kommunistischer Bund Westdeutschland, Kommunistischer Bund, MachtkaputtwasEuchkaputtmacht. Ist natürlich lange her, daß Winfried, Jürgen und Claudia mal bei KBW, KB, etc. waren. So lange her, daß sich zum Beispiel Winfried nur noch dunkel daran erinnern kann:
"Es folgte die 68er Sozialisation in linksradikalen K-Gruppen an der Uni Hohenheim. Nach diesem fundamentalen politischen Irrtum habe ich dann erst mal ..."
 So heißt es auf der Homepage des womöglich künftigen Ministerpräsidenten des dann wohl alsbald ehemaligen Musterländle. Nun soll Winfried ja bekanntlich zum Screwspeak neigen, aber "es folgte die 68er Sozialisation" ist ja zunächst grammatikalisch gesehen Passiv, es geht also um eine Art schicksalhaft erlittene politische Erziehung, die dem Subjekt Winfried gleichsam aufgezwungen wurde. Und K-Gruppen ist ein bissel sehr allgemein, war das doch der wohl einflußreichste und reichste Kommunistische Bund Westdeutschlands, der KBW,
... einer der beiden doktrinärsten K-Gruppen in der alten Bundesrepublik ... Die andere war die KPD/AO, aus der ebenfalls etliche Kader nach dem Verfall der Organisation zu den Grünen gingen. Sowohl KBW als auch KPD/AO waren strikte Gefolgsleute der »chinesischen Linie«, sie verteidigten das Pol-Pot-Regime in Kambodscha und Ugandas Diktator Idi Amin, ihre Führungsleute mach ten Visiten bei Kim Il-Sung in Nordkorea und hofierten den ZANU-Chef Robert Mugabe, als dieser noch um die Machteroberung in Zimbabwe (dem damaligen Südrhodesien) kämpfte
KBW und KPD/AO hatten eigene Sicherheitstrupps, die man durchaus als Keimzellen einer Staatssicherheit ansehen konnte, falls sie je in die Lage dazu gekommen wären, und führten einen äußerst rabiaten Ton gegenüber anderen linken Gruppierungen. In einer Schrift des KBW hieß es etwa über Daniel Cohn-Bendit, damals Mitstreiter der Frankfurter Sponti-Gruppe »Revolutionärer Kampf«, aus der auch Joschka Fischer kam: »Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder er wird von der Arbeiterklasse eine nützliche Arbeit zugewiesen bekommen, etwa in einer Fischmehlfabrik in Cuxhaven, oder er wird während der Revolution durch die Massen an den nächsten Baum befördert.« 
So das ehemalige KB-Mitglied Jürgen Reents in einem Artikel für das "Neue Deutschland". Und auch das mit der 68er Sozialisation ist wohl so nicht richtig, denn der KBW gründete sich, wie die meisten K-Gruppen erst Anfang der 70er Jahre, präzise im Jahre 1973, um sich dann 1985 gewissermaßen "in die Grünen" aufzulösen. Und von 1973 bis zur Gründung der Grünen, bei denen Winfried ja schon mitgemacht hat, vergingen mal eben 7 Jahre. Winfried absolvierte erst 1977 das zweite Staatsexamen, vier Jahre nach Gründung des KBW. Sooooo lange wie es die Kurzbiographie Winfrieds suggeriert, war also gar nicht der Zeitabstand zwischen dem Ausstieg aus dem KBW (wann, doch wohl nicht "68") und dem Einstieg bei den Grünen. Vielmehr war - ich bin ja Zeitzeuge, nicht? - die Partei "Die Grünen" das, wie man so sagt, Auffangbecken für Spontis, KBler und KBWler. Meistens erfolgte bruchlos der Umstieg in die junge Partei, der KB gab sogar ausdrücklich ordre zur Unterwanderung der Grünen. Der Aufsatz Jürgen Reents nennt übrigens fast das gesamte Personal, das die Grünen von KB, KPD(AO) und KBW geerbte haben. Einige sehr prominente Mitglieder fehlen leider, wie Jürgen Trittin (KB-Kommunistischer Bund)

Nun sind ja alle gänzlich geläutert. Winfried gilt ja heute als der bürgerlich-konservative Grüne schlechthin. Wer sich das Programm der BaWü-Grünen angesehen hat, wird aber wissen, daß da vom vielzitierten Wandel der Grünen zur bürgerlichen Partei nicht die Rede sein kann. Jan Fleischhauer hat es sich angesehen. Die schwäbischen und badischen Wähler, denen nun GrünRot dräut, offenkundig nicht.

Ja und weil das hier ein katholischer Blog ist, soll ja nicht unerwähnt bleiben, daß Winfried - na klar - Mitglied des einzigen noch existierenden Zentralkommitees ist, daß offenkundig vielen Anhängern längst verflossener Zentralkommitees nun Heimstadt ist. Was einen ganz neuen Blick auf unser geliebtes, oder wie auch immer ZK erlaubt. Als so eine Art Waschanlage. Wer dem ZK der Deutschen Katholiken angehört, MUSS doch eigentlich von seinen weit weit weit zurückliegenden Jugendirrtümern (68, wenn nicht früher) geläutert sein, nicht?

Oma Meumes Stoßgebet kann man sich hier anhören. War mal einer meiner Lieblingssongs. Ist schon lange her. Manchmal läßt Gott den Kommunismus siegen. Der Sinn erschließt sich uns, wie bei anderen Taten Gottes, ja bekanntlich erst im nächsten Äon. Wie sich der Sinn des wohl auch durch die japanische Katastrophe bewirkten Wahlsieges von GrünRot erst im nächsten Äon erschließen wird. Ich tippe mal auf "Prüfung"

Sonntag, 27. März 2011

Uhrzeitenwende


Wieder einmal werden die Uhren umgestellt. Die Winterzeit endet, die Sommerzeit beginnt. Vielen Menschen bekommt diese Umstellung nicht, die Umstellung verursacht stets ein leichtes Chaos, und auch unser Vikar kam heute zu spät. Wer sich gegen solche Unfälle wappnen will, sollte sich wohl eine funkgesteuerte Uhr anschaffen.

Skaphe mit temporalen Stunden
Einem Menschen der Antike und des Mittelalters, der Renaissance, ja selbst einem Menschen des 19. Jahrhunderts hätte man dieses Phänomen der Zeitumstellung wohl nicht erklären können. Jeder Ort hatte, bis zur Einführung der "Eisenbahnzeit" Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts, seine eigene Zeit. Die Uhrzeit orientierte sich am Sonnenlauf und wurde stets zur Mitte des Tages, wenn die Sonne im Zenit stand "synchronisiert", auch als im 14. Jahrhundert mechanische Uhren aufkamen, baute man noch immer Sonnenuhren, um die noch recht ungenauen mechanischen Uhren nachzustellen. Wobei auch die meist planen Sonnenuhren des Mittelalters nicht an die Genauigkeit der sphärischen griechisch-römischen Skaphen herankamen.

Noch bis zum Beginn der Zeit der großen astronomischen Uhren Mitte des 14. Jahrhunderts, und auch noch viele Jahrhunderte danach wurde der Tag nicht in 24 gleiche Stunden eingeteilt, sondern, wie in der Antike üblich, in sogenannte "temporale" Stunden, was bedeutet, daß Tag und Nacht, unabhängig von der jahreszeitbedingten Länge in jeweils 12 Stunden eingeteilt wurden, beginnend mit der ersten Stunde nach Sonnenaufgang (der Prim). Dies sind die Uhrzeiten, von denen in der Bibel die Rede ist, wenn in Matth. 20 von der dritten (der Terz), der sechsten (der Sext) und der neunten (der Non) die Rede ist. Wenn im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg die Arbeiter um die elfte Stunde eingestellt werden, so blieb ihnen noch eine Stunde Arbeit bis zum Sonnenuntergang, und um so skandalöser schien es den Zeitgenossen Jesu, daß auch diese noch den vollen Lohn erhielten. Und wenn wir am Karfreitag der Kreuzigung Jesu in der sechsten Stunden gedenken, und seines Todes in der neunten Stunden, dann war dies nur zum Zeitpunkt der Frühlings- und Herbstzeitenwende präzise zwölf Uhr Ortszeit und 15 Uhr Ortszeit, und keineswegs zwölf und fünfzehn Uhr MEZ.

Wadokei-Uhr der Edo-Epoche
Auf dem Land ging man  noch lange Zeit mit den "Hühnern zu Bett" und stieg mit ihnen auf, Licht war teuer, es galt, das Tageslicht möglichst auszunutzen. In Ländern, in denen Energie rar, und die Resourcen begrenzt waren, blieb es - wie im Japan der Edo-Epoche - noch bis ins 19. Jahrhundert bei der Einteilung in temporale Stunden.

Als im 14. Jahrhundert mechanische Uhren aufkamen, stellte man mit einem ingeniösen Mechanismus sowohl die mit mechanischen Uhren einfacher darzustellenden "äquinoktialen" Stunden, wie auch die temporalen Stunden dar. Aber darauf beschränkten sich die Wunderwerke der astronomischen Uhren, die sich um die Jahrhundertwende von 14. zum 15. Jahrhundert in fast jeder größeren Kirche installiert wurden, keineswegs. Sie zeigten meist noch ein ganzes Spekturm astronomischer Ereignisse und Daten, wie die Sternzeit, die Mondphasen, die Position von Mond, Sonne und Planeten im Zodiac, die Stundenregenten der (temporalen) Planetenstunden, Sonnenauf- und -untergang, Mondauf- und -untergang, die Zeiten der Dämmerung und der "goldenen Stunden". Es waren eher astronomische Rechenmaschinen als Stundenuhren, wie wir sie heute kennen. Es ist die Existenz von nahezu tausend dieser Großuhren in Europa nachgewiesen, wenige nur sind erhalten.

Prager Rathausuhr
Die Funktionsweise dieser astronomischen Uhren ist äußerst kompliziert, und sie zu lesen ist eine eigene Kunst. Man hat nun in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viele dieser Uhren rekonstruiert, und auf meist liebevoll gestalteten Seiten kann man ihre Funktionen nachvollziehen.

Für den "Einstieg" ist die deutsche Wikipedia-Seite der Prager Rathausuhr empfehlenswert, da sie vor allem die Lesetechnik einer nach Art eines Astrolabiums gestaltete Uhr anschaulich darstellt. Diese "Astrolabiumsuhren" sind am weitesten verbreitet, und man kennt häufig auch ihre Konstrukteure. Nikolaus Lilienveld gilt etwa als Konstrukteur der astronomischen Uhren in Lund, Stralsund und Bad Doberan. Lilienvelds Uhren sind angesichts ihrer großen Ähnlichkeit schon fast Beispiel einer Serienproduktion, aber es bot sich ja gewissermaßen der Nachbau eines erfolgreichen Projektes an.

Ausschnitt der Münsteraner Uhr
Auch in Deutschland finden sich mehrere Beispiele dieser großen astronomischen Uhren, die bekanntesten (und schönsten) sind dabei wohl die Ulmer Rathausuhr, und die astronomische Uhr des St. Paulus-Domes in Münster/Westfalen. Mir persönlich gefällt die Münsteraner Uhr nicht nur aus ästhetischen Gründen am besten. Sie weist eine außergewöhnliche Vielzahl von Funktionen aus, neben der Darstellung des Standes von Sonne und Mond zeigt sie auch die Konstellation der damals bekannten Planeten und die Stellung der Fixsternhimmels. Anrührend ist auch ihr Glockenspiel und das kleine Schaustück, daß sich jeden Mittag abspielt. Bei diesem Schauspiel treten die heiligen drei Könige, von denen man im Mittelalter sehr wohl wußte, daß sie auch "magi", Sterndeuter nämlich waren, aus der Tür, um sich vor der Jungfrau und dem Kind zu verneigen. Die Astronomie, und in Mittelalter und früher Neuzeit damit auch die Astrologie, dient, sie herrscht nicht.

Astra regunt homines, sed regit astra Deus.
Cedunt astra Deo, precibus Deus ipse piorum.

Die Sterne beherrschen die Menschen, doch Gott herrscht über die Sterne. Die Sterne gehorchen Gott, doch Gott hört auf die Gebete der Frommen, liest man als Text auf dieser Uhr.

Ulmer Rathausuhr.
Die im internet sehr ausführlich dokumentierte Ulmer Rathausuhr, darf hier natürlich nicht fehlen, auch ihren Typus gibt es nicht nur einmal, unter anderem, weil der in Deutschland führende Hersteller von Großuhren diese Uhr rekonstruiert hat, und sie wartet. 

Eine nicht zum Typus der Astrolabiumsuhr gehörende Uhr findet sich in Rostock. Sie dürfte, was das Alter ihres Uhrwerks angeht, wohl die älteste noch original erhaltene astronomische Uhr in Deutschland sein. Von der Darstellung der astronomischen Daten fällt sie in vielerlei Hinsicht aus dem Rahmen, aber die Tatsache, daß die Uhr nahezu völlig erhalten ist, macht sie einzigartig. (Nicht vergessen, das Deutschlandfähnchen rechts oben zu klicken)

Die meisten der noch existierenden Uhren in Deutschland - ich habe da Lund einfach mal dazugezählt, ist doch die dortige Uhr von einem deutschen Uhrmacher und Ingenieur konstruiert worden, sind keine Originale mehr. Die Uhr in Lund wurde sogar erst im Jahre 1923 rekonstruiert, die Münsteraner Uhr wurde während der Zeit der Terrorherrschaft der Wiedertäufer völlig zerstört und erst im 16. Jahrhundert wieder neu erbaut, andere Uhre besitzen zumeist nicht mehr die originalen Uhrwerke.
Sicher fielen, wie etwa die Uhr des Münster von Doberan, die Uhren auch schlichten Plünderern zum Opfer, doch daß diese Uhren außer Mode kamen, hat auch seine tiefer gehenden Gründe. Nicht nur, daß mit der Verbreitung von Wand- und Taschenuhren die Großuhren ihre Funktion verloren. Die Verfasser eines Führers für den Dom zu Lund sehen die Gründe so:

Die Uhr im Dom von Lund mit der thronenden Gottesmutter
Während des 17. Jahrhunderts (nach der Reformation) stellte man ein neues Zifferblatt für die Uhr her, nachdem der raffinierte mittelalterliche Uhrenmechanismus nicht mehr funktionierte. Viele der Original-Funktionen, die die alte Uhr zeigte, fielen dabei weg, das Zifferblatt zeigte nur noch die Tageszeit. Glocken auf der Oberseite der Uhr läuteten jede Viertelstunde und jede volle Stunde, unter der Obhut von zwei Figuren, die das Leben und den Tod repräsentierten. In dieser Beseitigung der alten Uhr die den Blick auf religiöse Feste, die Zeiten des Gebets und den Kosmos richtete, liegt etwas Symbolisches. Die neue Uhr drehte sich stattdessen im wörtlichen Sinn um die Stunden des Erdenlebens zwischen den Grenzen von Geburt und Tod.

Die innerweltliche Askese, die die lutherische Staatskirche Dänemarks gewissermaßen zur Staatsdoktrin erhob, führte die Menschen dazu, daß sie den Blick vom Himmel ab und den Werktischen zuwandten. Von diesem Moment bis zur Einführung der Eisenbahnzeit sollte es noch drei Jahrhunderte dauern. Die Uhrzeit aber stand nicht mehr im Dienst des Gebetes, im Dienste Gottes und der Menschen, sondern gab den industriellen Marschkolonnen den Takt. Wer morgen unter einem time lag leidet, sollte vielleicht einen Moment darüber nachdenken. 

Astrolabium der Firma Festo
Nun sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten astronomische Uhren wieder rekonstruiert worden, sogar Neukonstruktionen sind hinzugekommen. So hat die Firma Festo, Marktführer in Sachen Automation, vor wenigen Jahren sogar eine völlig neu entwickelte, äußerst komplexe und hochpräzise astronomische Uhr Bauen lassen. Daß einer der bedeutendsten Technologieführer der Welt dies unternimmt, läßt sich vielleicht ja im Hegelschen Sinn als Umschlag der Quantität in die Qualität verstehen. Und daß diese Uhr in jahrelanger Feierabendarbeit von einem ehemaligen Vorstandsmitglied entwickelt wurde, läßt gewissermaßen den Typus des Universalgelehrten und Ingenieurs der Renaissance auferstehen. Vielleicht helfen diese neuen Uhren ja, den Blick wieder gen Himmel zu richten. 

Nikolaus Lilienveld
Von dem Konstrukteur und Erbauer der astronomischen Uhren des Münster in Bad Doberan. Stralsund und Lund haben wir sogar ein Selbstbildnis. Die Uhr in Bad Dobern selbst wurde im dreißigjährigen Krieg zunächst geplündert, später zerstört, das Zifferblatt blieb erhalten. Es läßt ein wenig darüber nachdenken, ob der Islam vielleicht doch ein bißchen zu Deutschland gehört. Wie bei Lilienvelds Uhren üblich, stehen in den vier Ecken des Zifferblatts Darstellungen der vier Weltweisen, des in Ägypten geborenen Griechen Ptolemäus, des spanischen Königs Alfons von Kastilien des ägyptischen Astrologen und Arztes Ali bin Ridwan und des in Persien lebenden und Lehrenden Mathematikers, Astronomen und Astrologen Albumasar.

Freitag, 25. März 2011

In Annuntiatione Beatae Mariae Virginis 25. März



Um Deines Blickes Gunst flehn alle Großen des Volkes. Jungfrauen führt man dem Könige vor als ihr Gefolge; ihre Freundinnen führt man zu Dir unter Jubel und Jauchzen. Aus meinem Herzen strömt ein hohes Lied: ich weihe mein Werk dem König.

Der Introitus zum 25. 3. wird nicht nur bei diesem Marienfest gesungen.

Sonntag, 20. März 2011

Tiefergelegt



Der Introitus der "ordentlichen" Messe ist - aus unerfindlichen Gründen - heute ein anderer als in vielen Jahrhunderten davor, und in der "extraordinary" Messe. Doch die Lesung - Christi Verklärung - ist zum Glück noch immer dieselbe.

Mir fällt heute allerdings auf, daß die liturgische Thematik des Aufsteigens auf den Berg der Verkündung - oder der Offenbarung(Verklärung) - unmodern geworden ist. Überall sind die über einen "dramatischen" Treppenaufgang zu erreichenden Hochaltäre "tiefergelegt", oder mit einem davor gestellten Volxaltar gewissermaßen außer Betrieb genommen worden. Auch in unserer Pfarrgruppe sind die in den 50er Jahren errichteten Hochaltäre von ihrem Podest herunterbefördert und vor den Treppenaufgang gestellt worden.

Kanzeln, also Ambonen im eigentlichen Sinn des Wortes hat es in unseren bescheidenen Kirchenhütten aus Platzmangel nicht gegeben, und wo es sie in anderen Kirchen gab, hat man sie durch Lesepulte ersetzt, die dann euphemistisch Ambo genannt werden. Ambo leitet sich aber von dem altgriechischen Wort Amboun (Gipfel) oder anabainou ab (heraufsteigen). Wie Christus auf den Berg der Bergpredigt, auf den Berg der Verklärung, auf den Berg der Passion, auf den Berg der Himmelfahrt gestiegen ist, so steigt der Priester als alter christus auf den amboun, den Gipfel, um das Wort Gottes zu verkünden, auf den Berg Golgatha, um das Opfer darzubringen.

Wobei ich mich hier im Tempus vertan habe. Es muß wohl heißen "stieg".

Den introitus haben wir heute ganz gut hinbekommen, wie meine Herzallerliebste meint.

Samstag, 19. März 2011

Der heiligste Beruf der Welt



Mein Cousin, Zimmermannn und Bauingenieur wie sein Vater, war und ist immer der Überzeugung, daß Zimmerleute stets in den Himmel kommen. Weil - sie haben ja in dem Ziehvater des Gottessohnes einen praktisch unüberwindlichen Fürsprech.

Ich war mir nicht ganz schlüssig, ob Bobby Darin jetzt das richtige ist für das Hochfest des Heiligen Joseph, aber der Text von dem Carpenter und der Lady paßt doch irgendwie.

If I were a carpenter
And you were a lady,
Would you marry me anyway?
Would you have my baby?

If a tinker were my trade
would you still find me,
Carrying the pots I made,
Following behind me.

Save my love through loneliness,
Save my love for sorrow,
I'm given you my onliness,
Come give your tomorrow.

If I worked my hands in wood,
Would you still love me?
Answer me babe, "Yes I would,
I'll put you above me."

If I were a miller
at a mill wheel grinding,
would you miss your color box,
and your soft shoe shining?

If I were a carpenter
and you were a lady,
Would you marry me anyway?
Would you have my baby?
Would you marry anyway?
Would you have my baby?

Und hier gibt es noch etwas über die heilige Arbeit mit Holz.

Unter der grünen Fahne


Es wird wohl mal wieder Zeit, daß ich den Jungs und Mädels die Welt erkläre, so wie sie der 68er sieht. Vielleicht wird dann der Zornausbruch von Daniel Cohn-Bendit, der bei Misses Slomka sich eines Interviews unterziehen mußte, erklärbarer. Ich habe ja ein paar Jährchen mit dem Kohn in diversen politischen Gruppen verbracht. Die wichtigste nannte sich "Revolutionärer Kampf" und hat dann später insgesamt drei Minister hervorgebracht, einen Außenminister, einen Justizminister und eine Frauenministerin. Was Dany, ein klassischer französischer militant, dann später bei den Grünen, diesem öko-pazifistischen Haufen violett bestrumpfter Müslitussies und drittweltengagierter Oberstudienräte zu suchen hatte, war mir ein politisches Rätsel und wird es auch immer bleiben.

Es sei denn, man erklärt Danys grünes Engagement aus seinem Geltungsstreben, dann paßt es, aber ansonsten hat Dany mit seiner ihm eigenen Schrillität dazu beigetragen, aus einem bescheuerten Haufen einen noch bescheuerteren zu machen. Daß da eine Interviewerin, wie die Ikone des beourgeoisen Tussietums Slomka, ein bissel ins Schleudern gerät, weil da scheinbar ein grünes Müsli spricht, der sich nach dem dritten Satz als das entpuppt, was er immer war, ein militant eben, wundert mich denn doch. Hätte sie den Cohn nicht besser kennen müssen?

Doch Danys Wut hat einen Hintergrund, den Dany verschweigt. Gaddafi ist eine Kreatur der Revolte von 68. Gaddafi ist buchstäblich ein Waffenbruder der militanten Frankfurter Szene, zu der Dany Cohn-Bendit engste Kontakte unterhielt. Ohne ihre Methoden zu billigen, wohl aber ihre Ziele.

1975 überfielen auf Geheiß Gaddafis Terroristen die OPEC-Konferenz in Wien. Teilnehmer dieser Aktion waren unter anderem Illich Ramirez Sanchez, genannt Carlos, der mit Abstand mörderischste Terrorist, den die Revolte der 60er Jahre hervorgebracht hat, Gabriele Kröcher-Tiedemann - Nada -, und Hans-Joachim Klein - Klein-Klein. Für Klein-Klein, der aus der Frankfurter RZ stammte, war der Überfall der Wendepunkt seiner terroristischen Karriere. Klein-Klein wurde bei dem Überfall schwer verletzt, und stieg nach seiner Gesundung aus. Wenig später entkam er nur knapp einem Liquidationskommando der RZ.

Nach seinem Ausstieg half Dany mit Unterstützung französischer Freunde Klein-Klein unterzutauchen. 1998 wurde Klein-Klein dann doch verhaftet und blieb fünf Jahre in Haft.

Klein-Klein war bei dem Überfall klar geworden, daß er nichts anderes war, als ein Handlanger Gaddafis, der mit diesem Überfall Druck auf die OPEC ausüben wollte, die Erölpreise höher zu setzen. Und Klein-Klein wurde Zeuge eines glatten Mordes durch seinen Genossen Carlos.

Sollte ich das sagen? Interessiert das wen? Ja, auch ich war in der "Szene". Mit Bonifatius Böse und Hannes Weinrich gehörte ich einer Gruppe an, der FNL, aus der sich später die RZ, die Revolutionären Zellen entwickelte. Ich habe den Absprung gerade noch geschafft. Und habe nun genug Grund, zu beten. Auch um die armen Seelen meiner Ex-Genossen. Es gibt da eine kleine Kapelle, in der ich regelmäßig mein Gebet für die Toten, die Täter wie die Opfer, spreche.

Ich habe versucht, das häßlichste Bild Gaddafis im internet zu finden. Es ist die Fratze eines Dieners des Vaters der Lüge, des Mörders von Anfang an. Ja, ich glaube an den Teufel, ich bin seinen Dienern begegnet. Und ich war nahe daran, in seinen Dienst zu treten.

Freitag, 18. März 2011

Schland, Nabel der Welt


Am Donnerstag fahre ich wieder einmal, wie so oft, stundenlang mit dem Auto durch Schland. Vier Stunden hin, Verhandlung, vier Stunden zurück. Unterwegs höre ich Radio, ich suche nach Nachrichten über Japan, über Libyen. Immer wieder werden die neuesten Informationen angekündigt, doch statt über die Katastrophe, die das japanische Volk mit dem schwersten Erdbeben seit Jahrhunderten, dem gewaltigsten Tsunami seit Menschengedenken getroffen hat berichten die Sender ausschließlich über die wieder aufbrechende Atomdebatte in Deutschland. Nicht die Tausende von Todesopfern des Erdbebens, die Hunderttausende von Obdachlosen, sondern Biblis A, Neckarwestheim 1 beherrschen die Nachrichten. 

Nach deutscher Auffassung - so ein Kommentator - sei die eigentliche Ursache der Katastrophe der "Supergau" im AKW Fukushima, dieser habe dann ein Erdbeben ausgelöst, was wiederum zu einem gewaltigen Tsunami geführt habe. So oder ähnlich muß sich das nach deutscher Auffassung in Japan abgespielt haben. Daß Schland der Katastrophe in Japan mit einer Menschenkette von Neckarwestheim bis Stuttgart 21 gedenkt, daß das eine Pietätlosigkeit sondergleichen, die egozentrische Nabelschau in Reinstform ist, fällt keinem auf. Niemand spricht in Schland mehr von dem unvorstellbaren Unglück, daß Japan getroffen hat, der Blick fokussiert sich auf den eigenen Nabel, und das Nabelthema schlechthin, die furchtbar gefährlichen Atomkraftwerke in Deutschland, von denen man ja gewiss sagen kann, daß ihnen weder ein Erdbeben der Stärke 9 noch ein Tsunami mit mehr als 20 Meter hohen Wellen droht.

Daß die deutschen Atomreaktoren dem Seelenleben des Deutschen nachgeformt sind, daß die Sicherheitssysteme, die in aller Welt zweifach redundant, in Deutschland aber vierfach redundant ausgebaut sind, daß wir also in der Tat die sichersten - und teuersten - AKWs der Welt haben will ja keiner wissen. Die German Angst regiert. Und sie wird uns wohl auch bald ganz real regieren. Denn die Grünen haben keine Sekunde gezögert, um nach einer Gedenksekunde nebst verlogener Betroffenheitsformel blitzartig in den Wahlkampf einzusteigen. Nein die Grünen waren keine Sekunde bei den Opfern, sie waren ganz bei sich, am Ende ihres verlogenen Kondolenzposts rufen sie unverzüglich zur Anti-Atom-Mahnwache auf.

Ganz bei sich war die deutsche Politik auch in Sachen Libyen. Während Gaddafi sein eigenes Volk bombardiert und die demonstrierenden Jungen von seinen Söldnern niederkartätschen lässt, macht sich unser Außenminister, ehemals Vorkämpfer der deutschen Spaßgesellschaft, vor allem Gedanken darüber, daß die deutsche Armee sich im Fall eines Eingreifens nur keine Blechschäden am heiligs Blechle holt. Urplötzlich ökopazifistisch durchgrünt bis ins innerste Mark vertritt Westerwelle die These von der Wirksamkeit eines lahmen Embargos gegen ein völlig skrupelloses, ja irres Regime, die man sonst nur von Altgrünen und den ehemals ach so proletarisch-militanten AltSEDlern hört. Während die libysche Opposition um ihr Leben bettelt, und um den Einsatz von Waffen gegen einen ebenso irren wie blutdurstigen Diktator, marschieren in Schland die Bedenkenträger gleich in Divisionsstärke auf, parteiübergreifend.

Nun hat sich selbst Obama, von der eher isolationistischen amerikanischen Linken ins Amt gebracht, von Sarkozy und Cameron überzeugen lassen, daß ein Sieg Ghaddafis die ganze arabische Welt destabiliseren würde, was ebendiese arabische Welt ja denn auch - erstmals in der Geschichte - deutlich gemacht hat. Daß selbst Rußland und China sich einer Aktion gegen einen der letzten kommunistischen Diktatoren dieser Welt nicht entgegenstellt, läßt nun den geistigen Zustand in Schland deutlich werden. Schland steht auf der Weltbühne, alle Spots auf den Hauptdarsteller. Dies ist das Land des ewigen Lamentos, der hohlen Betroffenheitskultur, der Ignoranz, der Mitleidlosigkeit, der Mutlosigkeit, der Ichbezogenheit, der ewigen Nabelschau. 

Dem Kenner, oder besser der Kennerin, wird das Bild bekannt sein. Es handelt sich um die Darstellung des Nabel-Chakras. Paßt doch zu diesem geistlich und seelisch völlig entkernten Land weitaus besser als der mutige Adler, den die Gründer unserer Republik schon ikonographisch zur Fetten Henne verunstaltet haben. Und es paßt zu seiner wahren Religion, einer esoterisch aufgehübschten Egozentrik, spirituelle Autoerotik hat unser Heiliger Vater einmal in einer stillen Stunde, wo keiner so richtig hingehört hat - es hat allerdings einer eifrig mitgeschrieben -, die neobuddhistischen und neohinduistischen Strömungen Europas genannt. Westerwelle und  Merkel muß man sich wohl als Neobuddhisten vorstellen.

Sonntag, 13. März 2011

Unsere tägliche Katastrophe gib uns heute

Vergleicht man die Informationspolitik der interessierten politischen Parteien mit internationalen Informationsangeboten, so fällt auf, daß das atomare Desaster in Japan offenbar bewußt überzeichnet wird. Es gibt in unserem Land offenbar Politiker, die sich unter der Fahne "unsere Gedanken sind bei den Opfern" offenbar vor allem Gedanken über ihre unverhofften Machtchancen machen. Die deutsche Presse trägt ihr Scherflein dazu bei.

Wer einigermaßen objektive Informationen sucht, sollte sich auch nicht bei der deutschen Presse sondern am besten bei Al Jazeera umsehen. (Aus deutscher Sicht sind das natürlich alles "Abwiegler"). Eine unabhängige Presse gibt es offenbar nur noch außerhalb der BRD.

Schon erstaunlich, wie sich die japanische Musterdemokratie auf einmal in einen quasistalinistischen Staat wandeln kann. Aus Sicht der deutschen Presse und der interessierten Parteien natürlich.

Ich jedenfalls kann mir kaum etwas Widerlicheres vorstellen, als den Versuch aus dem Elend anderer Menschen Profit zu schlagen, sei es in Gestalt von Auflagensteigerungen oder Wählerstimmen.

Freitag, 11. März 2011

Gegendert



Dieses total tolle Video fand ich ja vor etwas mehr als einem Jahr noch total lustig.

Jetzt nicht mehr so richtig. Nachdem ich lesen mußte, daß auch in Veröffentlichungen in juristischen Fachzeitschriften der Gender-Gap zum guten Stil akademischer Veröffentlichungen gehört, gewinnt dieses Filmchen doch den Charakter eines Zwölfmännerwitzes. Ich bin nicht mehr amused. Inzwischen vergeht keine Woche, in der ich in den juristischen Fachzeitschriften und online-Datenbanken nicht wieder ein Urteil finde, daß die totale Durchgenderung der Gesellschaft vorantreibt.

Am 1. März die Entscheidung des EuGH zu den sogenannten Unisex-Tarifen, heute eine angekündigte Entscheidung des BverwG zum sogenannten Familienzuschlag, der nun auch einem_r Beamten_in einer eingetragenen schwul_lesbischen Lebenspartnerschaft zu gewähren ist. Kernsatz:
Das BVerfG hat die bis dahin vertretene Differenzierung aufgrund der dargestellten typisierenden Betrachtungsweise verworfen, weil es nicht in jeder Ehe Kinder gebe, nicht jede Ehe auf Kinder ausgerichtet sei und eine Rollenverteilung, bei der ein Ehegatte deutlich weniger berufsorientiert sei, nicht unterstellt werden dürfe. Es entspreche vielmehr dem Recht der Ehegatten aus Art. 6 Abs. 1 und Art. 3 Abs. 2 GG, über die Art und Weise ihres ehelichen Zusammenlebens in gleichberechtigter Weise selbst zu entscheiden (BVerfG, Beschl. v. 07.07.2009, 1 BvR 1164/07 - BVerfGE 124, 229). An diese Aussage ist der Senat gemäß § 31 Abs. 1 BVerfGG gebunden. Sie entzieht der bislang anerkannten Rechtfertigung für die Ungleichbehandlung von verheirateten und in eingetragener Lebenspartnerschaft lebenden Beamten bei der Gewährung des Familienzuschlags der Stufe 1 die Grundlage.
Und ists auch Wahnsinn, so hat es doch Methode. Das BVerwG vertritt hier - wie übrigens auch der EuGH in der zitierten Entscheidung - nicht seine eigene Meinung, sondern die des BVerfG. Auch deshalb eine lesenswerte Entscheidung weil das rangniedrigere Gericht seine Auffassung schlüssig und nachvollziehbar begründet. Im nach dem politischen Proporz besetzten BVerfG hat sich offenbar mittlerweile die Derrida-Schule durchgesetzt. Alles wird dekonstruiert, auch bisher eherne Prinzipien und unverzichtbare Techniken der Exegese, selbst die Methode der typisierenden Betrachtungsweise.

Besserung ist nicht in Sicht, vielmehr haben die Grünen durchsetzt, daß eine ausgeprägte Genderfaschistin zur Verfassungsrichterin gewählt wurde.

Samstag, 5. März 2011

Und der Islam gehört DOCH zu Deutschland!



Gehört der Islam doch zu Deutschland oder nicht. Unser BuPrä meint bekanntlich JA. Unser neuer Innenminister meint dagegen, er gehört nicht zu Deutschland.

Es ist jedenfalls extrem unterhaltsam, nachzuvollziehen, wer meint, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, und wer meint, er gehöre doch zu Deutschland.

Also: Unser Bundespräsident meinte bekanntlich in seiner Antrittsrede, der Islam gehöre zu Deutschland.

Der jetzige Innenminister, damals noch Vorsitzender der Landesgruppe der CSU, widersprach dem sofort. In einem Interview nach seinem Amtsantritt widersprach Friedrich nochmals dem BuPrä.

Frau Merkel und Steffen Seibert: Der Islam gehört zu Deutschland.

Frau Künast: Der Islam gehört doch zu Deutschland.

Frau Leutheuser-Schnarrenberger: Der Islam gehört "selbstverständlich" doch zu Deutschland.

Und was sage ich? Der Islam - siehe Film - gehört sogar zu Erich Honecker. Zur DDR. Zu den Kampftruppen der Arbeiterklasse, die den 25. Jahrestag des Baus des antifaschistischen Schutzwalls zelebrieren. Denn was tragen die Kampftruppen der Arbeiterklasse vor sich her? Was klingelt und bammelt da im Gleichschritt mit?

Ein Schellenbaum! Ha! Em englischen heißt das Teil "turkish crescent", und von da, nämlich von den Janitscharen-Kappellen des osmanischen Reiches kommt dieses Musikinstrument auch her. Den alten Preußen war das durchaus bewußt, und so war denn sinnigerweise der letzte Schellenbaumträger des im Ersten Weltkrieg untergegangenen Ersten Garderegiments zu Fuß ein waschechter Moslem: der verehrte Vize-Feldwebel Ben Aissa. (Vorsicht! Wer von lauter Militärmusik Hörschäden bekommt, erst den Regel runterdrehen)

Wer allerdings die Janitscharen, die anfangs ja (Knabenlese) aus christlichen Familien geraubt wurden,  für "fanatische Muslime" hält, wie die gute Wikipedia, ist ziemlich schief gewickelt. Schon die Lebensweise der Janitscharen, die ja ein Militärorden zölibatär lebender Soldaten waren, entspricht nicht gerade dem muslimischen Ideal. Vielmehr orientierte sich das osmanische Reich bewußt an den Militärorden der Christenheit. Und Hadschi Bektasch, der Gründer des Bektaschiten-Ordens, der den Janitscharen die geistliche Orientierung gab, war nicht etwa tiefgläubiger Muslim.

Der mystische Orden der Bektaschiten läßt sich vielmehr nur mit Mühe dem Islam zuordnen. Die berühmten Schüler Hadschi Bektaschs, Schams-e Tabrizi und dessen Schüler Dschalal ad-Din ar Rumi, vor allem letzterer verstanden sich selbst nicht als Muslime, Rumi hat sich vielmehr ausdrücklich vom Islam distanziert, sein Grab wurde und wird von Juden, Christen und Muslimen gleichermaßen verehrt. Hadschi Betasch gilt den türkischen Aleviten als Religionsstifter.

Also gehört doch eher die Religion der Aleviten-Bektaschiten zu Deutschland, jedenfalls zur deutschen Militärmusik? Oder? Nein, das alles ist Nonsens.Es gibt nur dann Sinn, wenn man Religionsfreiheit auf den "Freedom of worship" ausdünnt. So, wie es die *piep*liberalen sich schon immer gewünscht haben.  Für den Cafeteria-Katholiken Wulff macht dieser Unsinnssatz deshalb genau so viel Sinn, wie für die militante Katholikenfresserin Leutheuser-Schnarrenberger. Apropos Aleviten:
Aus dem Innenministerium hört man, die Aleviten seien die Einzigen, mit denen die Zusammenarbeit reibungslos klappe. „Tun Sie mir einen Gefallen: Bleiben Sie hier und holen Sie noch ein paar von Ihren Leuten nach“, flapste SPD-Chef Sigmar Gabriel jüngst auf dem alevitischen Neujahrsempfang. „Sie sind ja inzwischen besser integriert als die katholische Kirche!“ Dafür erntete er Applaus von Grünen-Chefin Claudia Roth und ein Schmunzeln von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).
Was lernen wir daraus? In der Türkei sind die Aleviten eine unterdrückte religiöse Minderheit. Religiöse Minderheiten, über die jeder ungestraft Witze machen darf, die jeder ungestraft schurigeln, schikanieren, diffamieren und beschimpfen kann, gibt es durchaus nicht nur in der Türkei. Und daß die *piep*liberalen Katholiken dazu noch "schmunzeln" hat in Deutschland ja Tradition.

Dienstag, 1. März 2011

Dieser Tag wird uns noch in Erinnerung bleiben

nicht nur wegen des Rücktritt des Verteidigungsministers Guttenberg. Vor allem wird er uns in Erinnerung bleiben, weil der Europäische Gerichtshof unter ausdrücklicher Berufung auf den Lissabon-Vertrag und die dort verabschiedete Charta der Grundrecht sowie unter Berufung auf die Gleichstellungsrichtlinie der EUdie Versicherer verpflichtet hat, sogenannte Unisextarife anzubieten. Beide Ereignisse haben im übrigen miteinander zu tun. Sie sind von der selben Juristenschule vorbereitet und exekutiert worden.

Das Urteil interessiert nicht? Gemach. Ich kenne einige Juristen , die geneigt sind, unter dem Eindruck dieses Urteils ihre Kutte abzugeben. Oder zu emigrieren. Oder beides. Und die auch ihren Mitbürgern die Emigration empfehlen Tue ich hiermit.Ich gehöre dazu. Und was dieses Urteil uns angeht, werde ich noch genauer erläutern. Das Urteil bedeutet den endgültigen Einstieg in eine Gesellschaft, die ich auf diesem Blog schon öfter als neofeudal bezeichnet habe. Eine Gesellschaft die Chancen nicht nach Begabung und Eignung vergibt, sondern nach persönlichen Merkmalen, eben "wie" eine feudale Gesellschaft. Scheinbar ohne Ansehung der Person aber gerade deshalb in Ansehung der Person.

Auf den ersten Blick geht es um eine rein versicherungsrechtliche Frage. Dürfen Versicherungen bei Versicherungstarifen nach dem Geschlecht differenzieren? Nun ist z.B. eine Rentenversicherung für Frauen teurer. Der Grund ist einfach. Frauen leben länger. Sie bekommen deshalb nicht weniger für ihr Geld, wenn sie höhere Beiträge zahlen, sondern genau so viel wie Männer, die weniger zahlen, aber dafür auch weniger erhalten, nämlich weniger Rente für kürzere Lebenszeit.

Dieses Ergebnis ist nicht nur versicherungsmathematisch zwingend, sondern der klassischen Verfassungslehre zufolge auch geboten. Denn der Gleichheitssatz klassischer Verfassungen verbietet nicht nur die Ungleichbehandlung gleicher Sachverhalte, sondern auch die Gleichbehandlung ungleicher Sachverhalte. Unisextarife etwa für eine Rentenversicherung sind nach dem klassischen Verständnis von "Gleichheit vor dem Gesetz" rechtswidrig, weil sie für Männer zu teuer sind und für Frauen zu billig. Männer bekommen in diesem Tarif weniger für ihr Geld - weil sie kürzer leben - als Frauen.

Doch das EU-Konzept verbietet "Diskriminierung", in der wörtlichen Übersetzung Unterscheidung. Es darf also nicht mehr unterschieden werden, weil die Unterscheidung - ein Pleonasmus -diskriminiert.

Was das für die weitere Rechtsprechung des EuGH bedeutet läßt sich ahnen. Die Charta der Grundrechte der EU verbietet unter anderem die Diskriminierung aufgrund der "sexuellen Orientierung". Mit einem Urteil, daß das Adoptionsrecht für lesbischwule Paare gewährt, die nicht nur standesamtliche, sondern womöglich auch kirchliche Eheschließung für Homosexuelle gebietet, ist zu rechnen. 

Denn in diesem Urteil wird auch noch ein anderer Paradigmenwechsel angesprochen. Die Charta der Grundrechte stellt nicht etwa Abwehrrechte gegen Eingriffe des Staates dar, verpflichtet also nicht in erster Linie die Staatsgewalt, sondern verpflichtet jeden einzelnen Bürger, jede Gesellschaft, jede Institution. Es wäre also nur konsequent, demnächst die Eheschließung für homosexuelle Paare vor dem Alter einer katholischen Kirche einzuklagen. In England, wo katholischen Vermittlungsstellen geboten worden ist, auch Schwulen Adoptionskinder zu vermitteln, wo die anglikanische Staatskirche verpflichtet werden soll, in ihren Kirchen Hochzeitsrituale für Schwule und Lesben anzubieten, ist man schon so weit.

Wir stehen heute also an der Schwelle eine neuen Zeitalters. Es wird nicht weniger totalitär sein als andere Epochen der Geschichte.