Freitag, 27. Mai 2011

Voll blöd


Nicht nur Papier ist geduldig. Auch die Festplatten der internet-Server sind von grenzenloser Toleranz. Also liest man häufig so manches saublöde Zeug. Auch dieser blog steht ja, wie ich in christlicher Demut bekenne, unter dem  eschatologischen Vorbehalt.

Aber so toll viel dummes Zeug auf einmal, wie auf diesem von Herrn Mertes SJ (meinem Lieblingsjesuiten) verantworteten Text liest man doch wirklich selten.

Da wären dann zunächst mal die ollen Kamellen:
Papst Benedikt wird in Berlin von einem Bundespräsidenten begrüßt werden, der katholisch, geschieden und wiederverheiratet ist.
First patchwork, so to say. Und was das angeht folgt natürlich:
Wir wünschen uns ein befreiendes Wort, das auch wiederverheirateten Geschiedenen den Zugang zur Kommunion neu eröffnet.
Ich möchte an dieser Stelle besser verschweigen, was ich mir wünsche. Oder ich sage es poitiv, ich wünsche mir einen Papst, der das Heilige Sakrament der Ehe zwischen Mann und Frau, die auf Lebensdauer angelegt ist, und auf Kinder ausgerichtet, hochhält, daß es strahlen möge und die Herzen unserer verstockten politischen Repräsentanten erwärme. Vielleicht sogar das Herz von Klaus Mertes SJ.
Papst B. wird sich in das goldene Buch der Stadt eintragen. Neben ihm wird ein schwuler und zugleich katholischer Bürgermeister der Stadt stehen. Die Schwulen- und Lesbenverbände in Berlin haben im Vorfeld des Papstbesuches bereits zu Protestaktionen und Demonstrationen aufgerufen. Wir schlagen vor, dass die Kirche diese Ankündigungen zum Anlass nimmt, homosexuellen Männern und Frauen zuzuhören, um ihren Zorn und ihren Schmerz über die Kirche besser verstehen zu lernen.
Du, das macht mich nun echt betroffen Du. Ich meine, daß Wowi "katholisch" ist. Wowi ist katholisch getauft, indeed, aber er ist auch jemand, der den Christen in der Stadt mit seiner von den Altkommunisten mit großer Freude unterstützten Kampagne gegen den Religionsunterricht das Leben schwer macht etc. etc. Von "Zorn und Schmerz" der lesbischwulen Szene lese ich übrigens seltener. Weit häufiger von Hohn und Spott auf die katholische Kirche. Unter anderem auf einer mit Klaus Mertes SJ verbandelten Seite.
Diese (ökumenische) Einheit könnte ein Echo im Gottesdienst vor dem Hohenzollernschloss finden, wenn im Hochgebet nicht nur der eigenen Hierarchie, sondern auch der Verantwortungsträger in anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften gedacht wird. Auch beim Heiligengedenken im Hochgebet könnten die „Martyrer von Plötzensee“ erwähnt werden, ohne sie nach Konfessionen zu unterscheiden.
Im Hochgebet? Ich versuche mit das gerade vorzustellen "vereint mit unserem Papst Benedikt (Was sagt da eigentlich der Papst selbst?), unserem Bischof (unserer heißt immer noch Karl), Herrn EKD-Ratsvorsitzenden Schneider und" (ja ab dann wird es sehr sehr lang, denn es gilt ja selbstverständlich nicht nur die Landeskirchen, sondern auch die Baptisten, Methodisten, Adventisten, Pfingstler, Altkatholiken, serbisch, russisch, ukrainisch, griechisch und sonstwie Orthodoxen, Anglikaner, Lutheraner, Calvinisten usw. usf. zu bedenken. Jedenfalls ein seeeeeeeehr langes Hochgebet, und dies auch noch von Katholikastern, die das Erste Hochgebet unter anderem deshalb ablehnen, weil es viiiiiiiel zu lang ist.
Wir bitten sehr darum, dass der Frieden der Kommunion in der Feier am 22. September nicht durch lautstarke Regieanweisungen vor der Austeilung der Kommunion verletzt wird, durch die getaufte Nicht-Katholiken ausdrücklich ausgeladen werden.
Elsa hat das ja schon treffend, unnachahmlich kommentiert. Ich möchte meinen, daß man ja eigentlich keinen ausladen kann, den man nicht eingeladen hat.

Die folgende Sequenz hat mich aber nun in einer ganz eigenen Weise irritiert:
Wir halten einen intensiven Diskurs zwischen gläubigen und nichtgläubigen Menschen in dieser Stadt über die Frage nach Gott und die Rolle von Religion im öffentlichen Raum für dringlich geboten. Die Glaubwürdigkeit eines solchen Diskurses hängt nicht zuletzt auch von der ökumenischen Einheit derer ab, die ihn führen – einschließlich der religionsübergreifenden Einheit mit Juden, Muslimen, Hindus und allen anderen Menschen in der Stadt, die aufrichtigen Herzens Gott suchen.
Das interreligiöse Gespräch liegt mir, und zwar ganz im Ernst, am Herzen. Um so unappetitlicher ist mir allerdings die graue Soße, zu der "die Religionen" ebenso wie "die Konfessionen" von den "Eseintunsmehralsunstrennt-Ökumenikern" verrührt wird. Hindus, die "aufrichtigen Herzens Gott suchen", gibt es nicht. Das sollte jeder wissen, der sich ernsthaft mit den fernöstlichen Religionen auseinandergesetzt hat. Der Bhuddismus ist dezidiert a-theistisch, der Hinduismus ist es im Kern. Bhuddisten und die vielen Glaubensrichtungen des Hinduismus eint vieles, etwa der Glaube an den ewigen Kreislauf der Wiedergeburt, aber nicht die "Suche nach Gott", jedenfalls nicht, wenn man darunter einen personalen Gott im Sinne der jüdischen, christlichen, muslimischen Religion versteht

Aber wem die eigene Religion so herzlich wurscht ist, dem ist letztlich auch die Religion derer, mit denen vorgeblich ein "Dialog" geführt wirdl, scheißegal. Die häufig beschränkte, manchmal völlige Kenntnislosigkeit betreffend Riten, Theologie und Dogmen der eigenen Religion korrespondiert meist aufs innigste mit der dumpfnasigen Ignoranz die sich erzählen läßt, der Islam sei eine "Religion des Friedens" und der Hinduismus eine "Religion der Toleranz".

Wir waren alle mal Hindus. Spätestens als Jimi Hendrix Platte "Bold as Love" auf den Markt kam. Die Scheibe steht für den fernöstlich-astrologischen Esomüll, der sich in den 60er über  die Popszene ergoß. Mit "Axis" ist die Erdachse gemeint. Warum Gott Krishna in seiner Incarnation als Jimi Hendrix so gut zu sex an drugs an rock n roll passte, ist mir ja irgendwie klar, aber so klar auch wieder nicht. Benedikt hat mal was von spiritueller Autoerotik gesprochen. Passt irgendwie.

2 Kommentare:

Admiral hat gesagt…

"vereint mit unserem Papst Benedikt (Was sagt da eigentlich der Papst selbst?)

Ich glaube der korrekte Einschub, oder die korrekte Ersetzung ist in diesem Fall:

"vereint mit mir, Deinem unwürdigen Diener"

jolie hat gesagt…

hw. mertens wird ja von der intelligenzia deutschlands wie eine ikone verehrt. das ist ihm offenbar zu kopf gestiegen. sein blog ist von einer "schlichtheit", die mich bei einem geistigen sohn des heiligen ignatius schon überrascht, um es vornehm auszudrücken. ich hatte mich da am diskurs beteiligt, aber die repliken des hw. paters haben mich dann an die schlimmsten zeiten meiner priesteraus(ver)bildung erinnert: 70er jahre eben.