Sonntag, 7. August 2011

Khmer mauve - Der Juchtenkäfer als Objekt der Anbetung


Den Nachgeborenen muß man das wohl erklären. In den 70igern trugen die französischen Grünen, die Verts, damals noch radikaler misantrophisch als heute "Khmer verts". Sie wollten, so unterstellte man den Grünen damals keineswegs zu unrecht, wie die Khmer Rouge das Land deindustrialisieren und eine primitive, autoritär strukturierte Ökodiktatur errichten. Die Assoziation mit dem Massenmord der Roten Khmer war gewollt.

Eine Beschimpfung, die die "Verts" locker nahmen. Waren sie doch selbst zu nicht unerheblichen Teilen wenige Jahre zuvor noch "bei den Maos" und damit Anhänger eben dieser Khmer Rouge. Auch diesseits des Rheins sah es ja nicht besser aus. Schickte die Partei, der der heutige grüne Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg Anfang der 70iger Jahre noch angehörte,  der KBW, nicht noch 1979 nach dem Sturz des massenmörderischen Pol-Pot-Regimes Solidaritätsadressen an das von den kommunistischen Massenmördern der Khmer rouge repräsentierte "Demokratische Kampuchea", zu einem Zeitpunkt also, zu dem der mörderische Charakter des Regimes jedem Zeitungsleser bekannt sein mußte?

Was aber machte die mörderische Radikalität dieses Regimes eigentlich aus? Es war, so sehe ich das als ehemaliger "Mao" und langjähriges Mitglied der Deutschen "Verts", die diesseitsorientierte Erhebung einer politischen Vision zu einer Quasireligion. Der politische Chiliasmus, der das Paradies auf Erden errichten will, und stets im Massenmord endet.

Christen sollten gegen die religiöse Überhöhung der Politik gefeit sein. Machen sie aus jeder alltagspolitischen Entscheidung eine von Glauben oder Nichtglauben, sollten sie sich fragen, woran sie wirklich glauben. Begründetes Mißtrauen ist stets dann angebracht, wenn Mitchristen politische Entscheidungen wirklich jeder, vor allem alltagspolitischer Art direkt aus ihrem "Glauben" begründen wollen. Allen voran Heiner Geißler, auch so ein BaWü-Aktivist, der ja immer genau weiß, was Jesus Christus heute sagen würde. Und daß Jesus Christus, genau so wie Heiner Geißler, auch für die Finanztransaktionssteuer wäre.

Aber der Geißlerismus ist durchaus steigerungsfähig, zum Beispiel so:
1. S21 ist ein Projekt menschlicher Überheblichkeit 
Das Gebot, Gottes Schöpfung zu bebauen und zu bewahren (1.Mose 2,15), schließt menschliche Selbstherrlichkeit aus. Darauf weist die biblische Tradition in vielfältiger Weise hin, beginnend mit der Überlieferung vom Turmbau zu Babel (1.Mose 11). 
Für S21 muss ein gigantischer Aufwand an Tunnelbauten und Maßnahmen zum Schutz von Mineral- und Grundwasser betrieben werden, ohne dass dem ein entsprechender zusätzlicher Nutzen gegenüber stünde. 
Wir setzen uns dafür ein, daß technologischer Fortschritt nicht als Selbstzweck gilt. Komplexe, beim Bau und im Betrieb störanfällige, risikobehaftete Technologien ohne nennenswerten Nutzen lehnen wir ab.
Aus 1.Mose 2,15 und 1. Mose 11 folgt also zwingend, logisch und unmittelbar, daß wir die Tieferlegung des Stuttgarter Bahnhofs ablehnen müssen. Ersetze Stuttgart 21 durch "Eisenbahn", verlege die Auseinandersetzung vom 19. ins 21. Jahrhundert und du weißt, wes Geistes die Theologeriche und Theologeusen sind, die diesen Unsinn verzapfen.

Ich habe ja mal nachgesehen, ob unter den Unterzeichnern etwa katholische Memorandisten zu finden sind und bin nicht fündig geworden. Irgendwie beruhigend, daß die Selbstsäkularisierung der LilaPausenKirche noch weit fortgeschrittener ist als die des modernistischen Flügels der Deutschen Katholiken.

Eher beunruhigend, daß es nach den Khmer Rouge, den Khmer Verts nun auch noch noch die Khmer Mauve gibt.

Was es mit dem Juchtenkäfer auf sich hat, läßt sich hier nachlesen.

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